Diesen Artikel zu schreiben hat mich viel Überwindung gekostet. Mittlerweile ist es fast ein Jahr her, dass ich als Bikiniathletin gestartet bin. Kaum zu fassen, wie die Zeit vergeht.
Wie du vielleicht schon weißt, bin ich 2017 im Frühjahr als Wettkampfathletin das erste Mal auf der Bühne gestanden.
Fast vier Monate lang habe ich so hart trainiert wie noch nie in meinem Leben und mich strikt an meine Ernährung gehalten, ohne Ausreden. Für diesen Moment bin ich 6x die Woche ins Training, habe mich exakt an meine Makro-Vorgaben gehalten und fleißig das Posing geübt.
Auf meinem Weg konnte ich einige positive Erfahrungen machen, aber leider auch viele negative Erfahrungen, die mich geprägt haben und zu dem gemacht haben, wer ich heute bin.
Besonders in letztere Zeit ist das Thema Bikinifitness-Wettkämpfe wieder besonders präsent, weil die Frühjahrssaison bevorsteht.
Warum ich diesen Artikel schreibe? Immer mehr Frauen haben den Wunsch, als Bikiniathletin zu starten, ohne sich allen Aspekten bewusst zu sein. Ich möchte einige von euch vorwarnen, die es in Erwägung ziehen. Was viele nicht sehen? Das alles ist nicht so glamourös, wie du denkst.
Warum ich die Bikinifitness-Wettkämpfe gehasst habe
Als erstes möchte ich dir über meine positiven Erfahrungen erzählen
Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich ein Ziel erreichen kann
Wie entscheidend das richtige Mindset ist, habe ich erst so durch meine Wettkampfvorbereitung gelernt. Wenn man sich dieses Ziel gesetzt hat, ist es wichtig sein warum zu kennen, positiv zu denken und an sich selbst zu glauben. Sich durch Rückschläge nicht runterziehen zu lassen und immer weiterzukämpfen. Nur wer konsequent seinen Weg verfolgt wird am Ende dafür belohnt. Ich habe mir dadurch selbst bewiesen, dass ich ein Ziel erreichen kann.
Ich habe gelernt, dass alles möglich ist. Wenn ich Eins gelernt habe, dann ist es Dinge anzupacken. Mich nicht unterkriegen zu lassen. Immer weiter zu kämpfen. Meine Träume zu verwirklichen. Es mir selbst zuzutrauen. Es hat mich mental und persönlich weitergebracht.
Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt
Fast jeder von uns sucht nach Menschen, die auf dem gleichen Weg sind wie man selbst. Mit denen man sich über die eigenen Erfahrungen austauschen kann. Auf Wettkämpfen sind viele Gleichgesinnte, die ähnliche Ziele wie man selbst verfolgen. Jeder dort versteht, wieso man so auf seinen Körper achtet, viel Sport treibt und auf seine Ernährung achtet. Man lernt auf seinem Weg Leute kennen, die selbst schon auf der Bühne standen und einem wertvolle Tipps geben können. Besonders durch meinen Coach konnte ich viel dazu lernen.
Ich habe viel über Ernährung gelernt
Es war super interessant zu sehen, wie mein Körper auf eine so strikte Diät reagiert. Bereits vor der Diät wusste ich schon viel über Ernährung, darüber wie mein Körper auf Makros reagiert und wie wichtig die richtige Verteilung ist. Durch die Wettkampfdiät habe ich z. B. gelernt, wie mein Körper auf einen Refeed reagiert, wie ich meine Makros bestmöglich ausnutze, wie Reverse-Diäting funktioniert und vieles mehr.
Hier die negativen Dinge über meine Bikinifitness-Wettkämpfe
Die Wettkämpfe haben mich unter Druck gesetzt
Ein Wettkampf ist sehr motivierend, weil du ein großes Ziel hast und du bis Tag X in Form kommen musst. Aber sie können einen auch ziemlich stressen. Mich hat es sehr unter Druck gesetzt, bestimmte Erwartungen erfüllen zu müssen, besser sein zu müssen als andere und mir das Gefühl gegeben nicht gut genug zu sein. Oft war ich unsicher, ob ich gut genug wäre bezüglich meiner Form, dem Posing und meiner Präsentation.
Bikinifitness-Wettkämpfe schränken sehr ein
Man wendet wahnsinnig viel Zeit, Geld und Energie für ein paar Minuten auf der Bühne auf. In meiner Wettkampfvorbereitung war ich oft sehr müde, energielos, launisch und unkonzentriert. Mental und körperlich ist es sehr belastend und man hat kaum Zeit für andere Dinge, weil man die meiste Zeit im Training oder Posing üben ist. Eine Wettkampfvorbereitung verlangt einem so viel ab.
Man vergleicht sich mit anderen
Vor allem hinter der Bühne schaut man, wie die anderen aussehen, welchen Bikini und Schmuck sie tragen und wie man im Vergleich dazu aussieht. Dabei habe ich gemerkt, dass es mir selbst überhaupt nicht guttut.
Ich bereue es kein Stück, als Bikiniathletin gestartet zu sein, aber ich möchte mich nicht mehr mit anderen vergleichen. Ich möchte nicht mehr dem Druck unterliegen besser sein zu müssen als andere und mich immer weiter optimieren zu müssen. Sowas kann sich sehr negativ auf das Selbstwertgefühl auswirken.
der Wettkampf hat sich künstlich und oberflächlich angefühlt
Bis heute kann ich mich an den Satz meiner Schwester erinnern „du siehst aus wie ein Transvestit“. Bikinifitness-Wettkämpfe sind alles andere als natürlich. Man trägt Fake-Tan, viel zu viel Make-up, künstliche Fingernägel und Wimpern, hohe Schuhe und ist sehr aufgestylt.
Man wird beurteilt wie man aussieht und geht. Für manche mag so ein Aussehen ansprechend sein– für mich ist es das nicht. Das Mädchen auf der Bühne war nicht ich.
Weg von höher, weiter, schneller, besser
Ich habe mich wie ein Objekt gefühlt
Auf der Bühne geht es nur darum, wie man aussieht. Um den Körper und die Präsentation.
Man wird beurteilt nach Äußerlichkeiten – die nicht Mal ich waren, ich selbst trage nie viel Makeup oder hohe Schuhe.
Der ganze Sport ist sehr oberflächlich und ich habe mich auf der Bühne gefühlt wie ein Objekt. Versteh mich nicht falsch, mir ist ein schöner Körper wichtig, aber ich möchte nicht ausschließlich darauf reduziert werden.
Mittlerweile bin ich an einem Punkt an dem ich weiß, dass mein Wert nicht von solchen Dingen abhängt. Ich mache den Sport für mich, weil ich mich wohl fühlen möchte und das Beste für mich selbst will.
Es war traurig, was sich viele selbst antaten, für ein paar Sekunden auf der Bühne
Es ist so schockierend, was sich viele Frauen für den kurzen Moment auf der Bühne alles antun. Angefangen über stundenlanges Cardio, Entwässerung, extrem kalorienreduzierte Diäten – um nur ein paar Dinge zu nennen. Viele riskieren einen hohen Preis, nämlich ihre eigene Gesundheit. Für mich wäre es keine Art zu leben.
Ich selbst musste zum Glück nicht so viel Cardio machen, Entwässern oder ähnliches und hatte keinerlei Verbote.
Ganz davon abgesehen, geraten viele hinterher in ein gestörtes Essverhalten oder in eine Essstörung, weil sie verzweifelt versuchen ihre Form zu halten. Einige Frauen fallen hinterher in ein tiefes Loch, besonders, wenn sie niemanden haben, der sie darauf vorbereitet.
Was du aus diesem Artikel mitnehmen solltest
All das ist nur meine eigene Meinung, basierend auf meinen Erfahrungen. Es gibt viele Frauen da draußen, die wundervolle Erfahrungen mit Bikinifitness-Wettkämpfen gemacht haben und jederzeit wieder starten würden.
Ich bereue die Bikinifitness-Wettkämpfe nicht und musste diese Erfahrung selbst machen, um mir meine Meinung darüber bilden zu können. Ja, eine Wettkampfvorbereitung ist eine spannende Zeit, aber es ist nichts, was ich nochmal tun würde.
Ein fitter Körper ist mir immer noch wichtig, aber eben für mich. Damit ich mich wohl fühle und weil ich das Beste für mich möchte. Mir ist eine Ausgeglichenheit mittlerweile wichtiger als ein Wettkampf.
Ich möchte dir nur sagen, dass es okey ist, wenn es nichts für dich ist. Fühl dich durch Social Media nicht unter Druck gesetzt, du bist du und du solltest tun, was dir guttut.
Es gibt andere Ziele, auf die du hinarbeiten kannst, wie z.B. auf ein Fotoshooting, deine persönliche Bestleistung im Fitnessstudio zu schlagen, in Form kommen für ein Event, Hochzeit oder deine Form halten. Es muss nicht immer gleich ein Wettkampf sein.
Du kannst einfach glücklich mit deinem Fitness-Lifestyle sein und dein Leben genießen.
Lies dir auch gerne meine anderen Artikel über die Wettkämpfe durch:
- warum ich als Bikini-Athletin starte
- wie mich der Weg zur Bikini-Athletin geprägt hat
- Was dich ein Bikinifitness-Wettkampf wirklich kostet
- wieso ich keine Bikini-Athletin mehr bin
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